Pferde der Welt

Unter meinen Reiterfreunden wurden Pferdevideos immer wieder einmal in meiner Gegenwart zu einem kontroversen Thema. Und irgendwann ging ich mit dem Anstoß nach Hause, selbst ein Pferdevideo zu produzieren.
Zu Egon von Neindorff hatte ich schon Jahre vorher wegen eines Filmprojekts Kontakt. Er war mir ein Begriff, denn schon als Junge hatte ich das Reitinstitut voller Ehrfurcht besucht. Es war nicht ganz leicht ihn zu überzeugen und im Sommer 1992 konnte ich mit den Dreharbeiten beginnen. Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, dass es der Pilotfilm zu meiner Serie Pferde der Welt werden sollte. Die Resonanz auf diesen Film, der als „Schule der Reitkunst“ auf den Markt kam, war grandios und ermutigte mich zum Weitermachen.

Foto: Mit Egon von Neindorff während der Dreharbeiten

Da ich schon mehrfach an didaktischen Filmprojekten gearbeitet hatte, war mir schnell klar, dass ein konsequenter, didaktischer Anspruch, nur bedingt in unterhaltsamen und edukativen Pferdefilmen zu erfüllen ist. Wenn überhaupt, dann ist dieser Anspruch mit großem finanziellem Aufwand verbunden. Jedes Pferd, jeder Reiter und jede Kombination zwischen Pferd und Reiter, ist eine eigene Geschichte. Das macht es zwar sehr spannend, aber, damit ist eben nur bedingt eine Allgemeingültigkeit zu erreichen. Ein weit gefächertes Wissen um das Lebewesen Pferd, in Verbindung mit den allseits bekannten Grundregeln der Reiterei, ist allerdings nach meinen Beobachtungen die beste Plattform für Erfolg und Genuss im Sattel.

Foto: Geraldine Knie mit Araberhengst
 

Freddy Knie sen. sagte einmal zu mir: „ ich habe in meinem Leben über 500 Hengste ausgebildet und jedes Pferd war eine eigene Geschichte “. Eine weitere Kernaussage in diesem Interview, dass es zwar immer wieder Parallelen gibt, aber genau diese Vielfalt für ihn das Besondere im Umgang mit Pferden darstellte.

Meine Bibliothek war damals schon sehr gut mit Pferdeliteratur gefüllt und „Von der Koppel bis zur Kapriole“ war seit meiner Jugend so etwas wie meine „Reiterbibel“. Es war mir schon länger im Bewusstsein, dass an der Reiterei und dem Umgang mit Pferden nichts mehr Gravierendes neu zu erfinden ist. Der intensive Kontakt zwischen Menschen und Pferden hat über die Jahrhunderte ein so umfassendes Wissen hervorgebracht, dass es mehr zu erhalten, als es zu verändern gilt.

 

Foto: Mongolischer Hirte 

Durch meine vielfältigen Reisen habe ich natürlich nie die Pferde aus den Augen verloren. Und so war es für mich ein fast zwangsläufiger Ansatz die Filmreihe unter dem Motto Pferde der Welt zu gestalten. Natürlich ist das Spektrum zwischen einem mongolischen Nomaden, einem Cowboy und einem Reiter der Spanischen Hofreitschule weit gefasst; - aber, die guten Reiter und Pferdeleute vereint nach meinen Beobachtungen die Liebe und die Achtung vor dem Pferd. Wobei mir, bei den für mich wirklich guten Reitern in den unterschiedlichen Disziplinen, eine gewisse Bescheidenheit aufgefallen ist. Dieses vielfältige Wissen, eingebettet in unterschiedliche Kulturen, dieses Wissen, möchte ich mit meinen Filmen einem weiteren Publikum nahe bringen.

 

Foto: Bianca Vogel, Pferdetest auf den Paralympics, 1996 Atlanta  

Es war mir immer eine große Freude, unterschiedliche Pferde und Aufgabenstellungen, auch als Reiter zu erfühlen. Ob einen töltenden Isländer beim Schafabtrieb, einen unerschöpflich galoppierenden Vollblutaraber in der Hitze der saudischen Wüste, oder einen Lippizaner in der Piaffe zu erleben, das alles sind für mich Momente die in ihren Unterschieden große Gemeinsamkeiten haben. Pferde sind für mich faszinierende Tiere und die dazu gehörenden Menschen sind mir auch über Sprach- und Kulturbarrieren hinweg oft sehr nah. Und wie großartig diese Mensch-, Tierbeziehung sein kann, konnte ich bei den Dreharbeiten zu dem Film „Therapeutisches Reiten“ erleben.



Pferde und Menschen bilden aus meiner Sicht für die Reihe Pferde der Welt einen fast unerschöpflichen Themenkreis.
Natürlich findet die Welt des Sports und die Rolle der Pferde in der modernen Industriegesellschaft ihren Platz in den Darstellungen. Aber auch ein sportlicher Reiter kann aus dem Wissen der unterschiedlichsten Reitkulturen Erkenntnisse herausziehen die sich für ihn, vielleicht bei einer Traversale, einem Sprung über den Wassergraben, oder beim Pferde auf die Weide bringen, als hilfreich herausstellen.

Foto: Klaus Balkenhol coacht Tochter Anabel beim Abreiten

Mit dieser Serie möchte ich neben den klassischen Grundsätzen, die ich als die bedeutende Plattform für erfolgreiches Reiten betrachte, auch die Blickwinkel für andere Reitkulturen eröffnen und so auch eine Reminiszenz an die Pferde dieser Welt weitergeben.

Foto: Mein Reitpferd Funny Ginger und das Familienpony Razel